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Bargeldlos zu bezahlen gehört inzwischen in den meisten Branchen zum Standard. Eine große Ausnahme sind hierzulande jedoch Bäckereien & Konditoreien. Hier spielt das Bargeld nach wie vor eine große Rolle, auch wenn sich in den letzten Jahren eine Trendwende abgezeichnet hat. Denn im Einzelhandel wird nach anfänglicher Zurückhaltung der Deutschen immer häufiger bargeldlos gezahlt. Im Jahr 2019 wurde 52 % aller Einkäufe bargeldlos bezahlt, wie eine Studie des Marktfoschunginstituts IFH/ECC Köln zeigt.1 Ein Trend, der auch die Zahlungslandschaft der Bäckereien verändern wird.
Allerdings sind noch einige Hemmschwellen vorhanden, wenn es darum geht, als Händler bargeldloses Bezahlen anzubieten. Unternehmer fürchten hohe Kosten und Gebühren. Was dabei aber häufig übersehen wird, ist, dass auch Bargeldzahlungen mit Kosten verbunden sind. Tatsächlich lassen die seit Jahren sinkenden Gebühren für Kartenzahlungen das Modell der bargeldlosen Zahlung zunehmend attraktiver werden.
Welche Vorteile bietet die Kartenzahlung beim Bäcker?
Für Bäckereien, Konditoreien und Cafés bringt Kartenzahlung jede Menge Vorteile:
Bargeldloses Bezahlen beschleunigt den Zahlungsvorgang in der Bäckerei stark. Der Kunde zahlt automatisch passend und der Verkäufer muss weder das Geld einsortieren, noch Wechselgeld herausgeben. Das reduziert die Wartezeiten für die Kunden und erhöht somit das Serviceempfinden und verbessert damit das Einkaufserlebnis. Kontaktlose Bezahlvarianten (mit NFC-Technologie) beschleunigen die Zahlung noch zusätzlich. Während der Bezahlvorgang mit Bargeld im Schnitt 24 Sekunden dauerte, benötigte man für eine kontaktlose Zahlung lediglich 11 Sekunden.2
Neben der schnelleren und einfacheren Zahlungsabwicklung bietet die bargeldlose Kartenzahlung eine Möglichkeit, von Spontankäufen zu profitieren und mehr Kunden zu gewinnen. Kunden bekommen somit ihr frisches Brot, ohne zuvor umständlich die nächste Bank suchen zu müssen und kaufen ggf. auch mehr Backwaren, als ursprünglich geplant.
Bargeldloses Zahlen erhöht die Wettbewerbsfähigkeit, da in Geschäften, in denen nur Bargeld akzeptiert wird, Kunden abspringen und ggf. zur Konkurrenz gehen, was sich negativ auf den Umsatz auswirken kann. Dass bargeldloses, insbesondere kontaktloses, Zahlen immer gefragter ist, belegt auch eine Befragung der deutschen Bundesbank: Im Januar 2020 nutzten bereits 39 % der Verbraucher kontaktlose Kreditkarten zum Bezahlen, 32 % Girocard mit Kontaktlosfunktion.3
Ein weiterer Vorteil der Kartenzahlung ist die Hygiene: Viele Menschen empfinden Bargeld als unhygienisch, da sich darauf Viren und Bakterien befinden können. Bei jedem Bezahlen werden diese weitergereicht und können mit Verkäufer oder Kunden in Kontakt kommen. Das ist besonders in Bäckereien eine heikle Angelegenheit: Hier kauft der Kunde z.B. ein belegtes Brötchen, bezahlt in bar und verzehrt das Brötchen mit bloßen Händen. Auf diese Weise können Keime über den Mund in den Körper gelangen. Bezahlt der Kunde hingegen mit Karte, wird der Handkontakt zwischen Kunde und Verkäufer vermieden.
Ist Bargeld wirklich kostenlos?
Das bargeldlose Bezahlen mit Karte senkt viele Kosten, die eher „im Hintergrund“ stattfinden und häufig von Bäckereien in ihren Überlegungen, ob sich Kartenzahlung denn lohnt, übersehen werden. Denn auch bei der Bargeldzahlung fallen Kosten für Bäckereien an. Die größten Kostenpunkte dabei:
- Die Geldbeschaffung – Jeden Tag müssen Bäcker den Weg zur Bank auf sich nehmen, um Geld, insbesondere Wechselgeld, zu beschaffen oder Geld einzuzahlen. Neben den Gebühren der Bank entstehen zusätzliche Zeit- und Personalkosten.
- Abwicklungskosten – Nach Geschäftsschluss und auch während der Öffnungszeiten muss das Bargeld gezählt und sortiert werden. Zudem muss eine Abrechnung erstellt werden. Auch das führt wiederum zu Personalkosten.
- Kosten für Transport und Sicherung – Nach Geschäftsschluss muss das Bargeld sicher aufbewahrt werden. Erneut steht ein Gang zur Bank an. Und auch die Einzahlung von Bargeld kostet inzwischen Gebühren
Eine Studie der Bundesbank zeigt, dass im Einzelhandel der Gesamtaufwand für sämtliche Aktivitäten, die bei der Zahlung mit Bargeld anstehen, über 1,3 Milliarden Euro beträgt. Hinzu kommen 1,8 Milliarden Euro allein für die Kassierzeit und 5,7 Millionen Euro als Wechselgeldkosten. Pro Transaktion, also pro Bargeldeinkauf, bedeutet dies in etwa Kosten von 0,24 Euro.4 Kommt es zu Standortschließungen von Banken und Kreditinstituten vor Ort, so steigen auch die Kosten für das Wechselgeld, denn nun müssen weitere Strecken von der Bäckerei bis zur nächsten Bank zurückgelegt werden.
Kartenzahlung beim Bäcker – so funktioniert's!
Um bargeldloses Bezahlen beim Bäcker anbieten zu können, wird zunächst ein Kartenlesegerät benötigt. Für Bäckereien und Cafés sind sowohl stationäre als auch portable EC-Terminals interessant.
Stationäre Terminals werden fest an einem Ort installiert und sind kabelgebunden (ein Kabel für den Stromanschluss, eines für den Internetanschluss, bzw. den Anschluss an die Kasse). Diese Terminals bieten sich vor allem für Filialen an, die einen festen Kassenplatz besitzen.
Portable Terminals sind, wie der Name bereits andeutet, tragbar und sorgen für zusätzliche Flexibilität. Sie bieten sich aus diesem Grund besonders für Bäckereien und Filialen an, bei denen noch ein Café-Betrieb angeschlossen ist. So lässt sich die Zahlung bequem am Tisch abwickeln und die Kunden müssen zum Bezahlen nicht erst an die Kasse gehen.
Mobile Terminals stellen die Verbindung mit Hilfe einer SIM-Karte her und können so ortsunabhängig genutzt werden. Sie eignen sich z. B. für den Einsatz auf Marktständen oder Foodtrucks.
Die Installation der Kartenterminals ist denkbar einfach: Die Terminals werden vom Anbieter vorkonfiguriert und per Post an die Bäckerei geschickt. Dort müssen sie nur noch mit dem Strom und Internet verbunden werden. Und schon können die Kunden im Geschäft bargeldlos bezahlen.
Das Kartenterminal erhalten Bäcker immer in Verbindung mit einem Vertrag zur Abrechnung von EC-Kartenzahlungen. Bieten Bäckereien lediglich EC-/Girocard- Kartenzahlungen an, sind sie damit für die deutschen Kunden bereits gut aufgestellt. Um zusätzlich Kreditkarten zu akzeptieren, können Bäcker ihr Terminal meist kostenlos dafür freischalten lassen. Nicht nur Kartenzahlungen, sondern auch Kreditkartenzahlungen werden in Deutschland immer häufiger. So wurden in Deutschland im Jahr 2019 insgesamt 4,6 Milliarden Kreditkartenzahlungen verzeichnet – das sind 0,4 % mehr als im Vorjahr.5
Um hierfür ausgerüstet zu sein und den Kunden mehr Flexibilität beim Bezahlen zu bieten, sollten Bäckereien ihr Terminal zumindest für die beiden größten Anbieter VISA und Mastercard freischalten lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt, der in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird, ist das sogenannte Mobile Payment – die bargeldlose Zahlung mit dem Smartphone oder der Smartwatch. Verfügt das Kartenterminal über NFC-Funktionalität, braucht man es lediglich noch für die wichtigsten Mobile-Payment Anbieter wie Apple Pay und Google Pay freischalten. Und schon können Ihre Kunden ihre Sonntagsbrötchen mit dem Handy bezahlen.
Apple Pay
Apple Pay wurde speziell für das Bezahlen mit iPhone, Apple Watch, das iPad sowie Macbooks und iMacs entwickelt. Die Zahlung wird über eine hinterlegte Kreditkarte einer teilnehmenden Bank (Übersicht Banken) abgewickelt. Am stationären POS funktioniert Apple Pay wie eine kontaktlose Kartenzahlung.
Google Pay
Google Pay wurde speziell für Android-Geräte entwickelt und funktioniert ab Android Version 5.0 (Lollipop) und entsprechend zertifizierten Smartphones. Auch hier wird die Zahlung über eine hinterlegte Kreditkarte einer teilnehmenden Bank (Übersicht Banken) abgewickelt. Am stationären POS funktioniert Google Pay wie eine kontaktlose Kartenzahlung.
Wie hoch sind die Kosten für Kartenzahlungen in der Bäckerei?
Die Kosten für die Kartenzahlungen haben wir hier übersichtlich aufgeschlüsselt:
Reguläre Mietkosten für das EC Terminal (abhängig von der Mietlaufzeit und dem Terminal-Typ, d.h. stationär, portabel oder mobil) |
9,90 bis 16,90 EUR/Monat |
Servicegebühr (für die Notfall-Hotline, den kostenlosen Austausch defekter Geräte, technische Unterstützung) | 8,90 EUR/Monat |
Kosten für Kartennutzung (je nach angebotenem Zahlungsmittel, d.h. EC Karte, Kreditkarte etc.) | 0,25 bis 3 Prozent des Umsatzes |
Kosten für die Transaktion (ein fester Betrag, der je Transaktion anfällt) | 0,07 bis 0,09 EUR/Transaktion |
Optional: Miete für SIM-Karte (bei mobilen Terminals) | 2,90 EUR/Monat |
Eine Beispielrechnung soll dies veranschaulichen: Unsere Bäckerin entscheidet sich für ein stationäres Terminal. Dafür fällt eine monatliche Miete von 9,90 Euro an. Hinzu kommt eine monatliche Servicegebühr von 8,90 Euro. Damit belaufen sich die monatlichen Fixkosten auf 18,80 Euro. Angenommen unsere Bäckerin nimmt monatlich 100 Kartenzahlungen entgegen, mit einem durchschnittlichen Wert von 2 Euro pro Transaktion. Darauf fallen lediglich 7,50 Euro an. Insgesamt hat sie also monatliche Kosten von etwa 26 Euro.
Interessanter wird die Rechnung, wenn wir einmal die Kosten für Bargeldzahlungen gegenüberstellen. Hier entstehen laut einer Studie von 2019 des EHI zusammen mit der Bundesbank pro Transaktion tatsächlich Kosten von etwa 0,24 Euro.4 In unserem Beispiel kommen auf unsere Bäckerin also insgesamt Kosten in Höhe von 24 Euro zu. Damit ist die Bargeldzahlung für sie in etwa so kostspielig wie die Kartenzahlung.
Was in dieser Rechnung aber noch nicht bedacht wurde: Kartenzahlungen bieten einen echten Mehrwert. Unsere Bäckerin erschließt sich neue Kunden, die lieber mit der Karte zahlen. Und die Kartenzahlung sorgt auch für höhere Warenkorbwerte. So kann unsere Bäckerin ihren Umsatz steigern und ihren Kunden einen hervorragenden Service bieten.
Kartenzahlung beim Bäcker lohnt sich nicht? Die Vorurteile im Faktencheck.
“Ich habe Angst vor hohen Gebühren.“
Viele Bäcker scheuen sich davor, die Möglichkeit zum bargeldlosen Einkaufen anzubieten – und zwar aus Sorge vor hohen Gebühren. Wie die Rechnung oben zeigt, sind diese Bedenken unberechtigt. Mindestbeträge für Kartenzahlungen gibt es außerdem schon seit 2014 nicht mehr.
“Die Kunden zahlen eh nicht gerne mit Karte!"
Studien zeigen, dass Kunden in den letzten Jahren vermehrt zur Karte greifen und der Trend weg vom Bargeld geht. Eine Studie der EHI zeigt sogar: Mehr als 13 % der Kunden im Handel zahlen nur sehr missmutig mit Bargeld.6 Diese Entwicklung kann dazu führen, dass weniger in der Bäckerei gekauft wird und die Backstation im Supermarkt, wo man die Brötchen mit EC-Karte bezahlen kann, bevorzugt wird.
"Bargeld ist für den Bäcker viel einfacher und billiger.“
Diese Annahme ist nicht richtig. Denn auch bei der Zahlung mit Bargeld gibt es für die Unternehmen oft versteckte Kosten. Hierzu zählen der Aufwand der Abwicklungskosten, Transport und Sicherung des Bargelds sowie Wechselgeldkosten. Wie eine Studie der Bundesbank & des EHI zeigt, entstehen pro Bargeld-Transaktion Kosten von etwa 0,24 Euro.4
"Die Einrichtung der Kartenzahlung ist zu kompliziert!"
Im Gegenteil. Generell ist die Installation der verschiedenen Systeme innerhalb weniger Minuten abgeschlossen. Der Anbieter verschickt die Kartenterminals vollständig vorkonfiguriert. Nach Empfang müssen die Terminals lediglich noch an den Strom und das Internet angeschlossen werden. Sollte es doch einmal zu technischen Schwierigkeiten kommen, kann man sich stets an den 24/7 Service wenden.
Kartenzahlung anbieten – worauf sollten Bäcker achten?
In jedem Fall sollten sich Bäckereien nur an seriöse Anbieter wenden. Gerade Lockangebote für günstige Terminal-Mietkosten enthalten oftmals versteckte Kosten. Generell gilt, dass sich Bäckereien, die Kartenzahlung anbieten möchten, mit den AGBs und Preislisten der Anbieter genau auseinandersetzen sollten. Hierbei ist darauf zu achten, ob hier weitere Kosten auftauchen. Diese können beispielsweise bei der Erstellung von Buchungslisten anfallen. Oftmals sind die Lockangebote auch mit langen Vertragslaufzeiten verbunden, die nicht einfach gekündigt werden können.
Fazit & Prognose
Kartenzahlung setzt sich immer weiter durch. Damit steigt auch die Kartenakzeptanz bei den Händlern. Auch bei Bäckereien wird vermehrt ohne Bargeld bezahlt. Und neue Entwicklungen geben Anlass zur Annahme, dass sich die bargeldlose Bezahlung noch weiter verbreiten wird. Laut EHI möchten sogar 44,8% der Händler ihre Payment-IT aufrüsten. Verglichen zum Vorjahr sind das 10% mehr.6 Zahlungen mit der Smartwach oder dem Smartphone (sogenanntes Mobile Payment) sind also längst keine Zukunftsmusik mehr. Zudem empfinden immer mehr Kunden die schnelle und kontaktlose Zahlung als selbstverständlichen Service.
Quellen:
1 Studie „Besser bargeldlos als Bargeld los – Potenziale digitaler Zahlungsverfahren im Mittelstand“, ECC Köln/Concardis, 2019
2 GfK-Messung verschiedener Bezahlmethoden im Lebensmitteleinzelhandel, GfK/EURO Kartensysteme, 2017
3 Studie „Zahlungsverhalten in Deutschland“, Deutsche Bundesbank, 2019
4 Studie „Kosten der Bargeldzahlung im Einzelhandel“, EHI Retail Institute/Deutsche Bundesbank, 2019
5 SOURCE Informationsdienst "Zahlen, Fakten, Hintergründe für Karten-Experten", Nr. 1, 20. Januar 2020 / 27. Jahrgang
6 Studie "Zahlungssysteme im Einzelhandel", EHI Retail Institute, 2020